Laufschuhe: «OVERSIZE» ist angesagt – doch hat dies wirklich Zukunft?

Schuhe in «Oversize», sprich in Übergröße, sind nichts Neues. Man findet sie beispielsweise nicht nur in der Mode, sondern auch im Running. Die Laufschuhmarke Hoka war tatsächlich die erste Marke, die Laufschuhe mit dickeren Sohlen als bei normalen Sportschuhen eingeführt und sich anschließend darauf spezialisiert hat. Auch zwölf Jahre nach ihrer Gründung ist Hoka nach wie vor eine Referenzmarke für Trailschuhe und Straßenlaufschuhe und diejenige Running-Marke, die weltweit das größte Wachstum verzeichnet. Seitdem haben auch mehrere andere Marken angefangen, Laufschuhe mit dicken Laufsohlen zu entwickeln. 

Die Sohlen sind extrem dick und vermitteln das Gefühl, auf einer Wolke zu laufen. «Oversize» ist somit zum Inbegriff von Tragekomfort, Schutz usw. geworden.

Ob Jogging-Anfänger, Läufer-Veteran, Wettkampfteilnehmer oder einfach Vertreter des «Run for Fun» -  wir alle haben unsere Fragen zum Thema «Oversize».

 

OVERSIZE «EN VOGUE»: DAS BEISPIEL DER CARBONPLATTE

Seit drei bis vier Jahren gibt es jetzt auch Laufschuhe mit Carbonplattentechnologie. Und seit ungefähr zwei Jahren setzt sich dieser Trend auf dem Markt durch. Dies hat die Frage aufgeworfen, ob diese neue Technologie einfach freudestrahlend angenommen werden sollte, auf das Risiko hin, damit den ursprünglichen und universellen Aspekt des Running zu verzerrren.

Diese Frage wird weiterhin heiß diskutiert, obwohl die Carbonplatte letztendlich von Wettkampfteilnehmern, die unter gleichen Voraussetzungen an den Start gehen, akzeptiert wurde, wobei für die Carbonplatte häufig ein bis in doppelte Höhe reichenden Preis gezahlt wird.

Damit der mit dieser Technologie ausgestattete Laufschuh die gewünschte Wirkung zeigt, musste er eine über 30-40 mm dicke Sohle bekommen (zum Vergleich: eine «normale» Laufsohle ist eher zwischen 15 und 25 mm stark). Die Laufschuhmodelle mit Carbonplatte fallen daher nicht nur durch ihren übertrieben dicken Sohlenlook auf, sondern erscheinen zudem auch verformt, wie es zum Beispiel für die Nike Zoom AlphaFly Next%  behauptet wird.

Dennoch braucht der Laufschuh diese überdimensionale Dicke, um darin eine Carbonplatte unterbringen und diese zum Ausgleich ihrer Festigkeit und zum Abfedern von Erschütterungen mit Schaumstoff umgeben zu können. Die Materialkombination ist auf alle Fälle jedoch sehr effizient: Man kann damit je nach Laufniveau und Laufschritt auf einer Strecke von 10 km 40 Sekunden bis 1 Minute an Zeit gewinnen – bei einem Halbmarathon sind dies 1-2 Minuten und bei einem Marathon sogar ungefähr 2-4 Minuten.

Dies ist eine sagenhafte Entwicklung, die natürlich reglementiert werden musste. So hat der internationale Leichtathletik-Dachverband World Athletics (mit seinem Vorsitzenden Sebastian Coe an erster Stelle) verordnet, dass eine Sohlenstärke von 40 mm die bei Wettkämpfen maximal zulässige Norm sein müsste. Diese neue Verordnung ist Musik in den Ohren der Laufschuhmarken, denn 40 mm ist genau die Dicke, die sie benötigen, um die Carbonplattentechnologie in die Sohle integrieren zu können.

 

VIELE LAUFSCHUHMODELLE ABGEÄNDERT

Die Carbonplattenwelle hat (müssen wir sagen, leider?) aber auch zu der Abänderung eines Großteils der auf dem Markt erhältlichen Modelle geführt. So ist die Sohle bei den meisten Laufschuhmodellen im Nachhinein bedeutend stärker geworden.

Dort, wo 28 mm bereits zu einem hohen Sohlenaufbau zählten, werden jetzt munter 34 bis sogar 38 mm hinzugefügt – sogar bei Laufschuhen ohne Carbonplattentechnologie und auch bei bestimmten Modellen des unteren oder mittleren Preissegments. Wozu soll dies aber dienlich sein? Zum Vorteil des Läufers, für seine Performance? Oder hat es andere Gründe?

Carbonplatten mögen zwar ihre Wirkung zeigen, doch macht es wirklich Sinn, sogar eine Laufsohle mit ultra-modernen Schaumstoffschichten vollkommen überzudimensionieren? Einfach nur, um seine Entwürfe zu verkaufen und die Preise in die Höhe zu treiben? Wir wollen uns an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass Nike in den 70ger Jahren beschlossen hatte, dass der Laufschuh unter der Ferse eine Dämpfung brauchte… Eine übertrieben dicke Sohle erscheint da wie ein Schritt zurück.

Vor allem, wenn man sich umgekehrt die gar nicht so lange zurückliegende Welle des Minimalismus noch einmal vor Augen führt, die die Überlegungen der Laufschuhentwickler in positivem Sinne beeinflusst hatte: «Wir werden Laufschuhe leichter machen, den Drop reduzieren und ihnen größere Beweglichkeit verleihen.» Was ganz sowohl auf die Performance als gleichzeitig auch auf die Gesundheit des Läufers abzielte. 

 

WAS KOMMT ALS NÄCHSTES…?

Haben wir es folglich mit einer einfachen Modeerscheinung oder eher einer radikalen Änderung zu tun? Es gibt noch einige klassische Laufschuhmodelle, doch bedeutend weniger als zuvor, und die aktuelle Wende scheint nichts Gutes zu versprechen.

Haben wir Geduld…

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